Thieves of Honor, OGL, VTT und Profite

Im heutigen Artikel wollen wir kurz beleuchten, was die Pläne von Wizards of the Coast (WotC) für Dungeons and Dragons sind, was das mit der OGL (Open Game License) zu tun hat und warum das alles nicht besonders clever von Hasbro (Die Mutterfirma von WotC) und WotC ist und D&D in ein größeres Fiasko führen kann, als es die 4te Edition schon war.

Was will WotC/Hasbro?

DnD Shorts hat ein Video mit interessanten Einblicken in die Arbeitsweise und zukünftigen Entwicklungen von Wizards of the Coast und Hasbro veröffentlicht ( https://youtu.be/J4kGMsZSdbY ).

Schaut es euch in Ruhe an, wenn ihr es noch nicht getan habt.

Aber die Entwicklung ist erschreckend.

D&D soll als Tabletop, als Pen&Paper RPG sterben, um durch virtuelles Gaming ersetzt zu werden. Warum? Weil die Verantwortlichen, die selbst kein D&D spielen, wollen, dass D&D eine Ein-Milliarden-Dollar-Marke wird und sie glauben, dass das nur online geht.

Und einer der Hindernisse, die sie dafür sehen, ist die OGL 1.0a, weil diese genutzt werden kann, um Content für Konkurrenz-VTT (Virtual Table Tops, virtuelle Spieltische) herzustellen.

Darum muss die OGL 1.0a zerstört werden, egal wie hoch der Preis dafür ist. Alle anderen Argumente (z.B. um Hateful Content, also Hetzmaterial, zu unterbinden) sind also tatsächlich nur vorgeschoben.

Hasbro und WotC wollen Geld und sie haben eine Strategie dafür:

D&D soll online, soll Digital werden, Spieler und DMs sollen monatlich bezahlen, um wiederkehrende Einnahmen zu generieren und es soll alternativlos werden, in dem man es der Konkurrenz unmöglich macht, eigene VTTs zu entwickeln. Zudem will man Spieler binden, indem man Computer DMs einsetzt, also quasi eine echte SinglePlayer Variante von D&D einführt.

Warum das eine dumme Strategie ist

Das „Genie“ hinter dieser Strategie kommt aus der Ecke der Computerspiele, spielt selbst kein D&D oder TTRPGs und das zeigt sich bei dieser „Strategie“. Sie verkennt vollkommen den Unique Selling Point, das was D&D und andere TTRPGs einzigartige macht: Dass man eben nicht am Computer sitzt, das es ein durch und durch soziales Spiel ist und vor allem: Dass es komplett offen ist, dass man wirklich alles machen kann, weil ein menschlicher DM auf alles reagieren kann, was die Spieler machen, während Computerspiele immer Einschränkungen haben und man nur das machen kann, was vorprogrammiert ist und man nicht davon abweichen kann.

WotC ist im Moment mit Abstand der größte Herausgeber von TTRPGs. Alle Konkurrenzfirmen im TTRPG Markt wie Paizo, Kobold Press oder Ulisses Spiele verblassen dagegen. Das wollen sie jetzt aufgeben und de facto zu einer Computerspielfirma werden. Dann kämpfen sie nicht mehr gegen andere TTRPG Firmen um Marktanteile, sondern gegen EA, Bethesda, Blizzards, Microsoft und Co.

Denn was sie de facto vorhaben ist, D&D in ein Computerspiel umzuwandeln. Sie wollen die DMs ausschalten und die Spieler direkt zur Kasse bitten. Und das kann nur schiefgehen. Denn jetzt konkurrieren sie nicht mehr mit Pathfinder, DSA und anderen RPGs, sondern mit Skyrim, Fallout, Red Dead Redemption und selbst mit Fifa und Co.

Denn sie verkennen, sobald der Spieler am Computer vor seiner Computerspielbibliothek sitzt, konkurriert WotCs VTT nicht mit Pathfinder, sondern mit allen anderen Computerspielen, die es da draußen gibt.

Selbst wenn sie es schaffen, ein VTT zu bauen, das nicht nur okay, sondern perfekt uns großartig ist und man ignoriert, dass man die Marke dabei zerstört und die „Kunden“ vergrault, die jetzt Fans sind, ist die Konkurrenzsituation so hart, dass diese Strategie nur als Wunder aufgehen kann. Roll20, Foundry und Co., die mit der neuen OGL zerstört werden sollen, sind nicht das Problem in WotCs Strategie, sondern die anderen Computerspiele-Firmen.

Dabei verkennen die WotC Führungskräfte, die diese Strategie vorantreiben die Unique Selling Points von D&D. Eben, dass man nicht am Computer sitzt, sondern am Spieltisch. Die soziale Komponente, die offene Welt, in der tatsächlich alles möglich ist.

Ich nehme mal mich als Beispiel:

  • Alter: Mitte 30
  • D&D Ausgaben: 200-500€ im Jahr (vor allem Bücher und Minis, also im Schnitt mehr, als ein 30€ Abo im Jahr bringen würde). Davon digital: 0-10€.
  • Computer/Videospielausgaben: unter 50€ im Jahr.

Wenn ich am Computer zum Spielen sitzen wollen würde, würde ich mehr PC Spiele spielen.

Aber das mache ich nicht und ich hab das auch nicht vor. Ich hab tatsächlich genug D&D 5e Sachen um den Rest meines Lebens spielen zu können, ohne dass ich was Neues kaufen muss. Ich kaufe mir neue Bücher, weil sie mir gefallen und dir Vorstellungskraft anregen. Ich kaufe Minis für die Abenteuer, die ich leite, weil sie am Spieltisch nützlich sind und einfach nochmal bessere Stimmung bringen.

Ich würde niemals für ein VTT extra eine neue Miniatur kaufen. Ich würde keine rein digitalen RPG Bücher kaufen (Ausnahme sind kleine Creator über Drive Trough RPG, wenn es die Sachen nur als PDF gibt) und mit Sicherheit schon gar nicht, wenn diese in einem proprietären Format vorliegen, das ich nicht bei mir abspeichern kann. Weshalb ich z.B. auch nichts auf D&D Beyond gekauft habe (okay, eine Sache hab ich gekauft mit Google play Guthaben für 10€, weil ich keine App gefunden habe, die ich damit bezahlen kann und das Geld sonst verfallen wäre).

Mit dieser Strategie des VTT-only würde WotC mich schlicht als Kunden verlieren, weil ich dann nicht mehr ihre Zielgruppe bin.

Das heißt, WotC zerstört die eigene Kundenbasis, in der Hoffnung, eine neue aufzubauen.

Das ist wirtschaftlich sehr riskant, wenn nicht gar selbstmörderisch.

Und vor allem führt das zu weiteren idiotischen Entscheidungen. Die OGL ist ja nur ein Symptom.

Warum Monetarisiert WotC die Marke nicht stärker?

Zwei Dinge sind mir aufgefallen:

  • Warum gibt es so wenig neue Romane?

TSR hat die Marke mit Romanen am Leben gehalten. Die hatten einen Deal mit Random House, der die defizitären RPG Produkte quasi querfinanziert hat.

Und wo sind die neuen D&D Romane? Ich hätte gern neuere D&D Romane außerhalb der Drizzt-Reihe, aber die scheint es so gut wie nicht zu geben. Man hat 100 Millionen D&D Spieler weltweit, nochmal so viele, die sich dafür interessieren und gute Romane, die Tie-Ins zu den ganzen RPG-Büchern wären, wären wahre Gelddruckmaschinen. Denn diese würden mir helfen, dieses Verlangen nach D&D zwischen den eigentlichen Spielen perfekt zu stillen.

Zu jedem RPG Buch ein passender Roman oder eine Romanreihe wären ein großartiger Weg, um mir persönlich mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Ein Waterdeep Dragon Heist Roman? Her damit! Ein Baldurs Gate Avernus-Roman? Her damit! Ein Van Richten geht auf Monsterjagd Romanreihe? Bitte ja!

Und verdammt, das wäre nicht mal teuer. Man nimmt ein paar talentierte Autoren, gibt ihnen den Standard Deal (10% vom Buchpreis) und boom: Gelddruck. D&D hat so eine Markenbekanntheit, dass Romane, die zu den Abenteuermodulen passen, Selbstläufer wären. Und das finanzielle Risiko ist super gering. Die Vorabkosten für einen Roman liegen bei 5 000-10 000€ und Romane haben dank E-Books eine extreme Langlebigkeit. Wenn man D&D stärker monetarisieren will, wären Romane der perfekte Weg, um die TTRPG Zielgruppe abzuholen. Meine Güte, D&D könnte heute den Fantasy-Roman-Markt dominieren, würden sie nur ein paar gute Romane schreiben. Die würden dann auch die Spieler kaufen, die D&D bisher nicht direkt monetarisieren kann und es würde neue Spieler bringen, die D&D über die Romane entdecken.

  • Warum gibt es kein Tie-In-Adventure zu dem neuen D&D Film?

Ich habe überall gesucht und nichts gefunden. Warum gibt es kein passendes Abenteuer zum Film, um die neuen Spieler, die durch den Film auf D&D aufmerksam werden, direkt abzuholen? Ein Honor Among Thieves Starter-Set wäre der perfekte Einstieg, der extreme Synergien mit dem Film erzeugen würde. Warum gibt es sowas nicht? Warum gibt es kein Abenteuerband, kein Buch zum Film? Keine Miniaturen zum Film?

Das sind einfach zwei so offensichtliche Möglichkeiten, mit D&D mehr Geld zu verdienen, die Fans und neue Fans dazu verleiten würde, freiwillig viel mehr Geld für D&D auszugeben.

Aber anstatt offensichtliche Dinge zu machen, die mehr Geld bringen, will man alles einreißen und ein Computerspiel draus machen? Ich verstehe es nicht, wie man nur so kurzsichtig sein kann.

Vielleicht liest ja jemand von Wizards of the Coast mein Blog-Artikel und es gibt ein umdenken …

Was können wir als Fans von D&D jetzt machen?

  1. Solange die OGL 1.0a weiter zerstört werden soll: Kein Geld mehr für WotC Produkte ausgeben. Nicht den Film anschauen, keine Abenteuerbände kaufen, D&D Beyond Abos abmelden.
  2. Die OGL „Playtest“ – Umfrage ausfüllen und sagen, dass die OGL 1.0a erhalten werden soll, dass D&D kein reines Computerspiel werden soll und dass ihr das Gefühl habt, dass die Marke D&D durch diese ganzen Unterfangen zerstört wird (das verstehen Geschäftsleitungen). Hier geht es zum „Playtest“: https://www.dndbeyond.com/posts/1432-starting-the-ogl-playtest
  3. Zu jedem passenden Gott beten, dass die Manager von WotC und Hasbro erkennen, dass ihr Weg der Falsche ist und dass sie nur dabei sind, die Marke D&D selbst zu zerstören.

Ich hoffe, euch hat der Artikel gefallen. Wenn ihr weiter über das Chaos Common RPG auf dem Laufenden bleiben wollt, folgt mir doch in den sozialen Medien auf Facebook, Instagram, Mastodon oder Twitter.

Euer A.B. Funing.

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